Von Erich Oehme, einem der bedeutendsten manufaktureigenen Bildhauer des 20. Jahrhunderts, erzählt man sich heute noch die Episode, wie er mit näselnder Aussprache - „Platz da, hier kommt der Tierbildhauer Erich Oehme“ - Einlass in den Dresdner Zoo verlangte. Angesichts seiner Tierplastiken, die der Künstler zwischen 1935 und 1952 mit viel Akkuratesse und Liebe zum Detail gestaltete, können wir ihm seine Extravaganz getrost verzeihen. Der Steinadler aus dem Jahr 1941 gehört neben den berühmten Pferdeportraits zu den imposantesten und schönsten Modellen des Exzentrikers: Majestätisch und stolz, seiner Stärke und Souveränität bewusst, streckt der König der Lüfte seine Flügel in die Höhe und setzt zum Abflug an. Bewusst hat Oehme diese komplizierte Statik gewählt, um ein Optimum an Ehrfurcht gebietender Spannung zu erreichen. Die Reproduktion dieses Meisterwerks verlangt die ganze Erfahrung und das Feingefühl unserer Bossierer und Brenner - ähnlich wie zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als Kaendler seine geflügelten Tiere "zum Abformen gab".